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19. Deutscher Verpackungskongress in Berlin

Am 14. März kam die deutsche Verpackungsbranche in Berlin zum diesjährigen Deutschen Verpackungskongress zusammen – auch die Partner des KI-Hub Kunststoffverpackungen waren unter den 280 Teilnehmenden.

Zum 19. Deutschen Verpackungskongress am 14. März 2024 begrüßte das Deutsche Verpackungsinstitut rund 300 Führungskräfte und Verantwortliche aus der gesamten Wertschöpfungskette der Verpackung. Von politischen Vertreter*innen aus dem Bundeskabinett über die großen Player der Wirtschaft bis hin zu zivilgesellschaftlichen Organisationen waren verschiedenste Interessengruppen vertreten. Gemeinsam blickten sie auf die Zukunft der Verpackungsbranche und vor allem auf die europäische Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR), die im Mittelpunkt vieler Diskussionen stand.

Politischer Besuch aus dem Bundesumweltministerium

Zur Eröffnung des Kongresses hielt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) eine Rede. Sie warb für die PPWR auf EU-Ebene, die mittels eines intensiven Trilogs in den letzten Wochen weiterentwickelt wurde. Auch wenn viele Parteien, die sich am Trilog beteiligten, mit dem aktuellen Entwurf nicht voll zufrieden seien, so sei er doch als wertvoller Kompromiss zu begrüßen, so Lemke. Die EU-Richtlinie soll den Umgang in der EU mit Verpackungen und Verpackungsabfällen vereinheitlichen und so regulieren, dass mehr Kreislaufwirtschaft möglich wird, z.B. durch bessere Sortierung und Wiederverwendung.

Mit Blick auf Spekulationen bezüglich vermeintlicher Absprachen hinter geschlossenen Türen im PPWR-Prozess warb Lemke für den demokratischen Prozess und den Kompromiss. Sie appellierte daran, das demokratische System, das weltweit zunehmend unter Druck stehe und infrage gestellt würde, zu wahren und zu schützen, statt es mit Spekulationen zu gefährden. Die Verhandlungen zum Themenkomplex Kreislaufwirtschaft seien eine Chance, im Angesicht der ökologischen Krisen Verantwortung zu übernehmen.

Einen weiteren Input gab Judith Skudelny (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestages und umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Skudelny legte einen Fokus auf den wirtschaftspolitischen Umgang mit China – im dortigen Markt würden große Mengen von Kunststoffen hergestellt, die mit den europäischen konkurrieren. China zeige sich aktuell nicht interessiert an den Nachhaltigkeitsbestrebungen der EU und lasse keine externen Gutachter*innen zu, um zertifizierte Werke vor Ort zu kontrollieren. Die deutsche Verpackungsbranche habe jedoch auch durch das Ziel des effizienten Wirtschaftens Anreize, so ressourcenschonend wie möglich zu agieren. Diskutiert wurde im Anschluss, ob es nicht dennoch Regularien wie beispielsweise Steuern geben müsse, um die Umwelt zu schonen. In diese Richtung argumentierten auch Heike Vesper, Vorständin Transformation Politik und Wirtschaft beim WWF Deutschland. Als politische Instrumente empfehle der WWF eine Ressourcensteuer, eine Angebotspflicht von Unverpackt und Mehrweg sowie eine Abgabe auf werkstofflich nicht hochgradig recyclingfähiger Verpackungen, um die mit der Kunststoff-Nutzung einhergehenden Umweltprobleme in den Griff zu bekommen.

Moderatorin Claudia Fasse rief spontan zu einem Meinungsbild bezüglich der EU-Verordnung PPWR auf: Es zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit im Raum sich trotz Unzufriedenheiten lieber die PPWR als keine Richtlinie wünschte. Schließlich schaffe die PPWR mehr Verlässlichkeit und Planbarkeit, gerade für Geschäfte im europäischen Markt.

‚Best Practices‘ für mehr Nachhaltigkeit

Anhand mehrerer Impulsvorträge diskutierten die Branchenvertreter*innen auf dem Kongress anschließend ‚Best Practices‘ hin zu nachhaltigeren Produktions- und Vertriebsprozessen, insbesondere Möglichkeiten zu Verbesserung der Sortenreinheit von Kunststoffen. Sogenannte ‚Monoverpackungen’ bestehen aus nur einer Sorte Kunststoff statt aus einer Mischung oder mehreren Schichten Kunststoff und können dadurch besser im Kreislauf geführt werden.

Ein weiteres Schlagwort des Tages war ‚Rezyklat‘ – also für die Wiederverwendung aufbereiteter Kunststoff, meist in Form gehäckselter Kunststoffschnipsel. Ziel der Hersteller ist es, zunehmend größere Anteile ihrer Verpackungen mit Rezyklat statt mit neuem Kunststoff herzustellen. Problematisch sei jedoch, dass der Markt für Rezyklat die gewünschten Mengen aktuell nicht hergebe.

Rege Diskussionen zwischen den Hersteller*innen gab es hinsichtlich der Abwägung, Papier und Pappe statt Kunststoff zu verwenden. Kunststoff könne, beispielsweise wenn es um die Verlängerung der Haltbarkeit sowie den Schutz von Lebensmitteln gehe, die nachhaltigere Alternative sein. Auch beim Thema Mehrweg vs. Einweg bestand kein klarer Konsens. Worauf man sich einigen konnte: Es kommt darauf an. Je nach Kontext und Verwendungslogik sei mal eine Kunststoffverpackung ressourcensparender und mal eine papierbasierte, mal eine Einwegverpackung und mal eine Mehrwegverpackung. So müsse man beispielsweise Transportwege und Gewicht mitdenken.

Chancen in der Digitalisierung 

Auch die Verpackungsbranche stellt sich die Frage, wie sie aufkommende IT-Möglichkeiten einsetzen kann, um ressourcenschonender zu wirtschaften. Ganz vorne mit dabei: Das Verlinken von physischen Verpackungen und digital abgelegten Informationspaketen zu diesen.

In den Vorträgen wurden Konzepte zu den Schlagworten „digitale Wasserzeichen“, „digitaler Produktpass“ oder „digitaler Zwilling“ vorgestellt. Die Kernidee: Lässt sich eine Verpackung mit einem Chip o.ä. identifizieren und digital zuordnen, dann kann man sie mit vielen vorher nicht verfügbaren Informationen verknüpfen und anreichern. So kann sie dann in der analogen Welt besser sortiert und wiederverwendet werden. Beispielsweise könne man aus solchen digital verfügbaren Informationen auslesen, wie hoch die Recyclingfähigkeit einer Verpackung sei und sie entsprechend behandeln. 

Je mehr Details über das Leben einer Verpackung digital gesammelt werden, desto besser können diese auch weiter analysiert und die Verwendung optimiert werden, auch mit KI-Methoden. Hier setzen auch die Labs des KI-Hub Kunststoffverpackungen an. Aus beiden Projekten waren Partner vor Ort, um sich mit den Teilnehmenden über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Kreislaufwirtschaft und Verpackungen auszutauschen.

Rund 300 Teilnehmende zählte der Deutsche Verpackungskongress. Foto © André Wagenzik, DVI
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) eröffnete die Branchentagung mit einer Rede. Foto © André Wagenzik, DVI
Top-Thema auf dem Deutschen Verpackungskongress 2024: die sich anbahnende EU-Verpackungs-Verordnung PPWR. Foto © André Wagenzik, DVI